Leberl schrieb die 12 kleinen Tänze für 2 Gitarren im Dezember 1925 und Januar 1926 als Opus 70. 11 der 12 Tänze sind Ländler bzw. vom Ländler ausgehende Tänze im Dreiertakt in verschiedenen Charakteren, Stilistiken und Tempi.
Leberl, der aufgrund einer Tuberkuloseerkrankung regelmäßig ausgedehnte Wanderungen in den Böhmerwald unternahm um dort die lindernde Luft zu genießen, kam in Kontakt mit der böhmischen Landbevölkerung, deren Tänze, Melodien und Lieder er aufzeichnete und editierte (es wurden zwei Hefte mit Volksliedern und Volkstänzen aus dem Böhmerwald von Leberl veröffentlicht).
Die außerordentliche Kenntnis der Musik seiner Heimat führte zu hunderten Preziosen in seinem Oeuvre, welche Leberl unter dem Namen äLändler“ versammelte, und die trotz ihrer gemeinsamen Taktart von besonderer Vielfalt geprägt sind. In Leberls Ländlern, wie z.T. in den vorliegenden, finden wir langsame melancholische Tänze voll böhmischer Schwermut, eloquente und elaborierte rhythmische Gebilde, Tänze von volkstümlicher Derbheit, Schlichtheit oder Ausgelassenheit sowie harmonisch und melodisch ausgearbeitete Miniaturen im klassisch-romantischen Stil. Die Ländler bilden einen Kosmos innerhalb des Gesamtwerkes des Komponisten. Der letzte Satz des Werkes, eine Gavotte, legt Zeugnis von Leberls Affinität zu äaltdeutscher“, vom Barock inspirierter Musik und ihren Formen ab, welche im Zeitalter der Romantik wiederentdeckt wurde, auch wenn diese Gavotte weniger höfisch sondern eher volkstümlich auftritt.
Satzbezeichnungen:
frisch - zierlich - heiter - fliessend - Ländler - ruhig - eilig - ruhig - lebhaft - lebhaft - langsam - Gavotte